Nepal 2024


Bericht Ärztecamp International e.V. in Nepal 24.02.2024 – 10.03.2024

Nach einem turbulenten Flug mit Qatar Airline und einem Zwischenstopp in Doha, landeten wir um 1.00 Uhr nachts in Kathmandu . Zwei Mitarbeiterinnen der „Karmalaya Foundation“ empfingen uns mit Blumenschmuck und brachten uns ins Hotel . Die erste Nacht war sehr kurz, denn gleich nach dem Frühstück fuhren wir weiter nach Swaragau auf ca. 1000 m hoch im Bezirk Gorkha.

Mit zwei geländegängigen Jeeps, viel Gepäck, sieben Mitgliedern von Ärztecamp International und zwei Reportern des Bayerischen Fernsehen ging es sechs Stunden lang über unbefestigte, sehr holprige und steile Bergstraßen nach Swaragau. 140 km nordwestlich von Kathmandu .

Dort wurden wir von den Dorfbewohnern mit Musik und Tanz sehr herzlich begrüßt. Dieses Dorf wurde ausgewählt, weil die „Karmalaya Foundation“ (www.karmalayafoundation.com) dort unter anderem seit 10 Jahren blinde Kinder in einem eigens dafür gebauten Blind Hostel betreut. Außerdem gibt es ein Waisenhaus und eine Schule im Dorf.

Nach einer ersten unerwartet kalten Nacht stärkten wir uns bei einem guten Frühstück mit wunderbarem Blick auf die Ganesh-Berggruppe (7100 m).

Für das Ärztecamp konnten wir Räumlichkeiten in der Schule und dem Health Care Center beziehen. Dort warteten bereits die ersten Patienten auf uns.

Alle Dorfbewohner haben unsere Behandlungen (Pädiatrie, Allgemeinmedizin, Orthopädie, Physiotherapie, Optik) angenommen und davon profitiert. Am späten Nachmittag verließen wir das Dorf bereits wieder in Richtung Arughat (Bezirk Gorkha), unserem Einsatzort für die nächsten acht Tage.

In der 24 Jahre alten Primary Health Post wurden wir von Dr. Shekhar Gurung und seinem Team, sowie Vertretern der Kommunen herzlich begrüßt. Das kleine Hospital beschäftigt drei Ärzte und 22 Mitarbeiter. Im Einzugsgebiet von Arughat leben 38.000 Menschen. Gorkha, wo sich die nächst größere Klinik befindet, ist 40 km entfernt.

Im Verlauf der nächsten Tage wurden 512 Patienten allgemeinmedizinisch behandelt. Schwerpunkt waren chronische Atemwegserkrankungen und Diabetes. Auffallend war die geringe Anzahl kardiovaskulären Erkrankungen.

Im Bereich der Optik wurden 369 Personen untersucht und mit Brillen versorgt. Zusätzlich verteilten wir ca. 1.000 uns gespendete Sonnenbrillen, die großen Anklang fanden. Aufgrund der hohen Anzahl von Analphabeten waren vor allem Fernbrillen gefragt. Insgesamt war die Sehleistung der älteren Patienten im Vergleich zu Europa erstaunlich gut.

Orthopädisch behandelt wurden 241 Patienten zweidrittel von ihnen waren Frauen. Hauptbeschwerden waren Rücken- und Knieschmerzen. Es wurden viele Kniepunktionen, Schulterinjektionen und paravertebrale Infiltrationen durchgeführt. Wir nutzten die vorhandene Röntgenabteilung ebenso wie die Ultraschalldiagnostik. Zusätzlich konnten unter einfachen Bedingungen fünf Operationen in örtlicher oder regionaler Anästhesie durchgeführt werden. Bis zu unserer Abreise war der postoperative Verlauf komplikationslos und die Patienten sehr zufrieden. Besonders hervorzuheben ist das Interesse der nepalesischen ärztlichen Kollegen, die zu einfachen, standardisierten Therapieformen angeleitet werden konnten und diese auch in Zukunft bei ihrer täglichen Arbeit anwenden können.

Vorteilhaft war die räumlich und fachlich enge Zusammenarbeit von Orthopädie und dem Physiotherapie-Team. So konnten viele Patienten im Anschluss an die orthopädische Konsultation erfolgreich weiter behandelt werden. Im Wesentlichen handelte es sich um Rückenschmerzen aller Art, Schulterschmerzen und plantare Fasziitis. Dabei wurden unterschiedliche Therapien angewendet und die Patienten mit mitgebrachten Hilfsmitteln, wie z. B. Therabändern, Mini-Blackrolls, Duo-Balls und Kinesio Tapes versorgt. Die Patienten wurden mit Hilfe der ausgesprochen engagierten Dolmetscher angeleitet, die Übungen eigenständig zu Hause durchzuführen. Insgesamt wurden 120 Patienten physiotherapeutisch behandelt.

Das Behandlungsspektrum der pädiatrischen Patienten umfasste akute und chronische Atemwegserkrankungen, Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, Infektionskrankheiten, diverse Hauterkrankungen, Wurmerkrankungen, aber auch neurologische Erkrankungen, infantile Zerebralparesen und Entwicklungsverzögerungen . Insgesamt wurden 137 Patienten pädiatrisch behandelt.

Insgesamt konnte das Team in diesem medizinisch unterversorgten, ländlichen Gebiet vielen Menschen akut und dauerhaft helfen. Zusätzlich wurden lokale medizinische Kräfte nachhaltig angeleitet. Die Dankbarkeit der Patienten spiegelte sich in ihren Gesichtern und durch ein vielfaches „Namasté“ wider.

Vor unserer Abreise aus Arughat bereitete man uns noch ein fröhliches Abschiedsfest. Die Mitarbeiter der Health Station und unser Team trafen sich zu einer gemeinsamen Präsentation, in der über unsere Arbeit berichtet wurde. Urkunden wurden verteilt; der rote Punkt auf der Stirn und die Blumenkränze durften nicht fehlen.

Zurück in Kathmandu wurden wir von Herrn Simon Heinkele, Mitarbeiter der Deutschen Botschaft, zu einem lukullischen Abend in seinem Garten, eingeladen. Unseren letzten Abend vor dem Abflug in die Heimat, verbrachten wir bei Herrn Bhagwan Karki, dem Gründer der „Karmalaya Foundation“ und Organisator unseres Camps. Seine Frau verwöhnte uns mit einem traditionellen Abendessen.

Fazit: Der Einsatz in Nepal brachte vielen Menschen Hilfe. Manche organisatorische Anfangsschwierigkeit konnten wir durch gute Organisation auffangen. Es war ein hoffentlich nachhaltiger Einsatz. Für die Mitarbeiter im Team ein wiederholbares Projekt.

Namasté

Das Team:

  • Dr. med. Jörg Hausdorf (Orthopäde, Unfallchirurg)
  • Pia Schuchmann (Kinderärztin)
  • Dr. med. Daniela Traunbauer-Lueg (Allgemeinärztin)
  • Dr. med. Christine Kufner (Anästhesistin)
  • Georg Wagner (Optiker)
  • Petra Braun-Grabmaier (Physiotherapeutin)
  • Dorothea Licht (Physiotherapeutin, Organisation)