Bangladesh 2022


Einsatzbericht Ärztecamp International Bangladesh Oktober 2022

Im Oktober 2022 konnte nach zweijähriger, corona-bedingter Pause ein 14-köpfiges Team von „Ärztecamp International“ (ÄCI) von München aus nach Bangladesh zu einer 11-tägigen „field mission“ aufbrechen. Es handelte sich dabei um den 7. Einsatz von ÄCI in dem ostasiatischen Land in Zusammenarbeit mit der örtlichen Organisation „Friendship Bangladesh“.

Die Flugkosten wurden für das gesamte Team erneut von der „Emirates Airline Foundation“ übernommen. Die Emirates Airline Foundation (www.emiratesairlinefoundation.org) sponsort jedes Jahr Flüge nach und von Bangladesh in die gesamte Welt für ehrenamtlich und humanitär medizinisch tätige Teams verschiedenster Nationen, um vor Ort die

„Friendship Organisation Bangladesh“ mit ihren Schiffen und ihrem Krankenhaus in ihrer Arbeit zur medizinischen Versorgung der Landbevölkerung zu unterstützen.

Friendship (www.friendship-bd.org) ist eine Non-Profit-Organisation in Bangladesh, die der verarmten und zum großen Teil mittellosen ländlichen Bevölkerung durch Gesundheitsprojekte, Bildung, soziale Fürsorge, Vorsorgeprogramme und Familienplanung Unterstützung gewährt. Gegründet wurde die Organisation im Jahre 1998 durch den französischen Unternehmer, Erfinder und Abenteurer Yves Marie und seiner damaligen Frau Mrs. Runa Khan. Den Startschuss dazu gab die Überführung eines ausgedienten Flußkahnes, des späteren „Lifebuoy Floating Hospital“, durch Yves Marre von Frankreich nach Bangladesh. Mittlerweile beschäftigt Friendship 4.000 Mitarbeiter.

Für die Einsätze an Bord werden nationale und internationale Ärzte- Teams verschiedenster Fachrichtungen gewonnen. Es kommen Chirurgen, Gynäkologen, Orthopäden, plastische Chirurgen und Urologen für die spezifischen Operationen. Begleitet werden sie jeweils von Anästhesisten, Allgemeinmedizinern, Kinderärzten, Internisten, Kardiologen, Hautärzten, Augenärzten, Optikern, Zahnärzten und Physiotherapeuten, die ein Team dann komplettieren.

Nach einem 12-stündigen Flug mit Zwischenstopp in Dubai landete das ÄCI-Team in Dhaka, der Haupstadt von Bangladesh. Von dort aus fuhr das erste Team (1 Chirurgin, 1 Chirurg, 1 Anästhesistin, 1 medizinisch technische Assistentin für Anästhesie, 1 Kinderärztin und 1 Physiotherapeutin) weiter Richtung Norden mit einem Kleinbus.

Nach 7-stündiger Fahrt über Tangail und Bogra erreichte der Wagen den Ort „Meghai Ghat“ am Ufer des Jamunah River, dem Hauptstrang des Brahmaputra River, 150 km nördlich von Dhaka.

Meghai Ghat liegt im Verwaltungsbezirk (Upazila) Kazipur, District Sirajganj, Division of Rajshahi, in den Nördlichen Territorien von Bangladesh (siehe Karten unten).

Mit einem landestypischen, flachen Holzkahn (Longboat) ging es dann quer über den Fluß eine weitere 1 Stunde bis zum Einsatzort auf dem Hospitalschiff „Lifebuoy Floating Hospital“.

Das zweite Team (1 Chirurgin, 1 Orthopäde, 1 medizinisch technischer Assistent für Anästhesie, 1 Allgemein-Medizinerin, 1 Optikerin, 2 Physiotherapeutinnen und 1 Team-Assistentin) begab sich nach Süden. Zunächst mit einem Inlandsflug nach Jashore, dann weiter mit einem Kleinbus in 4-stündiger Fahrt zur neu errichteten Landklinik in Shyamnagar im District Satkhira der Südlichen Territorien von Bangladesh.

Das Hospital-Schiff

Die Lifebuoy (Lifebuoy Floating Hospital - LFH) ist ein ca. 50 Jahre alter, Anfang der 1990er Jahre zum Hospital-Schiff umgebauter, ehemaliger französischer Ölfrachter. Nach einer gründlichen Überholung und einem gleichzeitigen Umbau zum OP-Schiff, möglich geworden durch die großzügige finanzielle Unterstützung des Weltkonzernes „Unilever“, wurde das Schiff der Organization Friendship in ihrem Gründungsjahr überlassen. Seitdem ist die Lifebuoy für Friendship auf dem Brahmaputra River ununterbrochen im Einsatz. 2011 wurde sie erneut einer umfassenden Renovierung unterzogen. Der ehemalige Öl-Tanker ist ca. 38.5m lang und 8m breit. Er hat einen Tiefgang von 4m und ist mit seinem flachen Rumpf bestens für die Fluß-Schifffahrt geeignet. Mittlerweile 35 Mann Besatzung, davon 25 Mann Stammbesatzung für das Schiff und 10 Personen medizinisches Fach-Personal tun auf dem Schiff ihren Dienst.

Das Schiff ist bestens für medizinische Behandlungen gerüstet und verfügt über vier Behandlungsräume, davon einen für augenärztliche und einen für zahnärztliche Tätigkeiten. Neben einem Augen-OP ist Equipment zur Anpassung optischer Brillen vorhanden. Die zentrale Einheit bildet der chirurgische Operationssaal (OP), in dem die gängigen planbaren Eingriffe durchgeführt werden können.

Ein Aufwachraum mit zwei Feldbetten, ein kleines Labor, ein Röntgengerät, sowie ein Dampf- Sterilisator ergänzen das Emsemble auf kleinstem Raum.

Im Schlepptau zieht die Lifebuoy ein hausbootartiges Ponton-Begleitboot mit acht Kajüten zur Aufnahme und Beherbergung der internationalen Teams, zwei Duschen, einer eigenen Kombüse und einem großen Salon.

Zum Flottenverband der Lifebuoy zählen neben dem Mutterschiff und dem geräumigen Hausboot ein Ambulanz-Schnellboot und ein flaches Holzboot, das sog. „country boat“.

Die Küche des Hauptschiffes versorgt neben der Stammbesatzung auch die Teams täglich mit Frühstück, sowie köstlichen bengalischen Mahlzeiten mittags und abends. Überhaupt ist die gesamte Schiffsmannschaft stets darauf bedacht, den Aufenthalt für die Teams so angenehm wie möglich zu gestalten.

An jedem Landungspunkt errichtet die Mannschaft der Lifebuoy einen sog. „shelter“, ein U-förmig ausgerichtetes Barackenlager in drei Segmenten aus Wellblech, Bambusstangen und Sandsäcken zur Unterbringung der Patienten und ihrer Angehörigen, sowie einem Teil der Schiffs-Mannschaft. Als Liegeflächen dienen flache Holzpritschen, die in zwei Reihen dicht an dicht gestellt die Hütten füllen. Separat davon werden eine überdachte Feuerstelle zum Kochen eingerichtet, ein Brunnen gegraben, ein Toilettenhäuschen aufgestellt und ein Kiosk eröffnet.

Mittels einer Glühbirnen-Lichterkette, die vom Generator des Mutterschiffes gespeist wird, gibt es überall im Camp auch nach Einbruch der Dunkelheit etwas Licht. Das gesamte Material zu zeitweisen Errichtung des „kleinen Dorfes“ wird auf dem Schiff mitgeführt und bei Verlassen des Einsatzortes wieder mitgenommen.

Die „Lifebuoy“ ist neben der „Emirates“ (Emirates Floating Hospital - EFH) eines von derzeit 2 einsatzfähigen, schwimmenden Krankenhäusern. Aktuell wird der Betrieb der „Emirates“ vorübergehend von der Luxembourg Foundation finanziert. Fünf weitere Fluß-Schiffe, die ebenso wie die „Emirates“ komplett nach den Bedürfnissen der örtlichen Gegebenheiten und mit den Erfahrungen aus dem Betrieb der Lifebuoy neu gebaut werden, liegen derzeit noch in den Docks und warten auf ihren Stapellauf.

Dieses Projekt ist dem Königshaus von Saudi Arabien und seinem ehemaligen König Abdullah ibn Abd al-Aziz (2005 - 2015) zu verdanken, durch dessen großzügige Finanzierung der Neubau dieser schwimmenden Krankenhäuser überhaupt erst ermöglicht werden konnte.

Die Lifebuoy und die Emirates befahren die Gewässer des Brahmaputra River im Zentrum und im Norden des Landes im Bereich ländlicher, medizinisch unterversorgter Gebiete mit wechselnden, aber stets wiederkehrenden Landungspunkten. Die Hospitalschiffe verbleiben jeweils ca. 8-12 Wochen an den jeweiligen Standorten, um eine nachhaltige und großflächige Patienten-Versorgung gewährleisten zu können.

Über die sog. „satellite clinics“, mittlerweile 70 an der Zahl, medizinische Schulungs- und Versorgungszentren, die über das gesamte Land verteilt von Friendship betrieben werden, erfahren die Menschen von der Ankunft der Hospitalschiffe.

In den satellite clinics versehen qualifizierte Krankenschwestern und

-pfleger, sog. „paramedics“ ihren Dienst. Hier werden Impfprogramme durchgeführt, finden die Säuglings- und Kleinkinder-Untersuchungen statt, bekommen die Menschen Beratung über Hygiene, Ernährung, Familienplanung und werden mit Medikamenten versorgt. Daneben bekommen Kinder und Jugendliche Schulunterricht in „primary“ und

„secondary schools“ angeboten. Ein Kindergarten rundet das Erziehungsprogramm ab. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die ausgewogene Ernährung der Kinder gelegt. Die Vorauswahl der später von den internationalen Ärzte-Teams zu operierenden Patienten findet ebenfalls im Vorfeld jedes Camps hier statt.

Die neuesten Initiativen von Friendship kümmern sich um die Bewohner der sog. „char islands“. Diese Sandinseln liegen inmitten des Brahmaputra River. Sie werden von „communities“ von bis zu einigen hundert Menschen bevölkert. Die meisten von ihnen haben ihre Insel noch nie in ihrem Leben verlassen.

Die Unterstützung folgt einem dezidierten dreiteiligen Programm zur Vorbereitung auf die Folgen der klimatischen Veränderungen, die dem extrem flachen Land zunehmend mehr Schwierigkeiten bereiten. Enorme und schnelle Anstiege des Wasserspiegel innerhalb weniger Stunden, mittlerweile auch zu völlig untypischen Zeiten im Jahresverlaufes, führen zu bedrohlichen Überschwemmungen der besiedelten und bewirtschafteten Landflächen.

Dadurch kommt es zur Zunahme der Erosion der Uferbereiche der Flüsse durch Abbruch der Uferkanten, weshalb die Hütten und einfachen Behausungen der Bevölkerung weiter ins Landesinnere verlagert werden müssen.

Ringförmige, erhöhte Plattformen werden unter Anleitung von Friendship aufgeschüttet, um darauf Schutzhütten für den Notfall für Mensch und Vieh errichten zu können. Im Zentrum des Ringwalles liegt ein Wasser- Reservoir für Trinkwasser, da das Flusswasser des Brahmaputra ungenießbar ist. Daneben verwüsten Zyklone in regelmäßigen Abständen das Land.

Im Rahmen der „desaster-protection and -warning“ erhalten die Menschen Anleitungen für Maßnahmen und Verhaltensregeln im Katastrophenfall.

Um auf den Schiffen medizinisch behandelt werden zu können, nehmen die Patienten teils stundenlange und sehr beschwerliche Anreisen in Kauf und kommen in Einzelfällen bis zu über 50 km weit mit dem Boot, um gegen einen symbolischen Obulus von umgerechnet 5 (Frauen) bzw. 10 (Männer) Cent untersucht, operiert und mit Medikamenten versorgt zu werden.

Neben den Schiffen betreibt Friendship seit 2019 die bereits eingangs erwähnte Landklinik im Süden von Bangladesh.

Die Land-Klinik

Das Friendship Hospital Shyamnagar (FHS) versorgt die ländliche Bevölkerung der Sundarbans (das teils mit Mangrovenwälder durchsetzte Flussdelta im Süden zum indischen Ozean) und die „Stadt“ Shyanmagar mit ca. 1 Million Einwohner. Das Krankenhaus wurde vom Architekten Kashef Chowdhury aus Dhaka geplant und nach 5 Jahren Bauzeit 2018 vollendet. 2019 wurde das Krankenhaus eröffnet. 2016 erhielt Kashef Chowdhury dafür den internationalen Aga Khan Architektur Award. Der Bau ist sehr harmonisch aber auch funktionell, der stationäre Bereich mit 4 Stationen (Frauen, Männer, Camp-Station und Aufwachraum) ist durch einen Kanal vom ambulanten Bereich und dieser wiederum vom Wohnbereich für die Mitarbeiter auch durch einen Kanal abgetrennt. Diese Kanäle nehmen zur Monsunzeit auch das Regenwasser auf und sorgen ebenso wie offenen Säulengänge für ein gutes Mikroklima. Es gibt festes ärztliches (Gynäkologie, Allgemeinmedizin), technisches und Pflege-Personal sowie konsultierende Ärzte einmal die Woche.

Durch die Corona-Pandemie ist der Betrieb mit internationalen Teams nur schleppend angelaufen, nimmt nun aber Fahrt auf.

Die Patienten werden ebenso wie bei den Boat-Hospitals durch die satellite clinics und die Dorf-Schwestern von Friendship über die kommenden Teams informiert und einbestellt. Ein Pre-Screening erfolgt durch das lokale Personal und ggf. vorausgegangene Teams.

Das Team Lifebuoy 2022

Dr. Susanne Müller (Chirurgie). Dr. Florian Hasner (Chirurgie und Urologie). Dr. Christine Kufner (Anästhesie). Sylvia Brunthaler (Medizinisch-technische Assistentin Anästhesie). Dr. Elena Lanvers (Pädiatrie). Sabine Schötz (Physiotherapie).

Das Team Landklinik 2022

Dorothea Licht (Physiotherapie, Organisation und Leitung der Mission). Prof. Dr. Ute Reuning (Organisation und Team-Assistenz). Dr. Sarah Biederbick (Chirurgie). Dr. Jörg Hausdorf (Orthopädie). Dominik Niemann (Medizinisch-technischer Assistent Anästhesie). Irmgard Balser (Optik und Brillen). Maureen Greil (Physiotherapie). Dr. Daniela Traunbauer-Lueg (Allgemeinärztin).

Pro Team-Mitglied wurden 500 Euro in Eigenleistung für Hotel- Übernachtungen, Transport vor Ort im Land, sowie Unterkunft und Verpflegung auf dem Hospital-Schiff und in der Landklinik aufgebracht.

Medizinische Ausrüstung

Im Vorfeld wurden ca. 2.500 optische Brillen in Deutschland zur Anpassung und kostenlosen Verteilung an die einheimische Bevölkerung gesammelt und zum großen Teil optisch ausgemessen, um die Anpassung der Brillen vor Ort zu erleichtern und zu beschleunigen. Zur Durchführung der Narkosen und Operationen an Erwachsenen und Kindern wurden große Mengen an medizinischem Material (Medikamente, Verbandsstoffe, Pflaster, Nahtmaterial, Netz-Implantate, orthopädische Bandagen und Orthesen, Gehstützen und Gehstöcke, Hände-Desinfektionsmittel, Spezialnadeln zur Spinalanästhesie) vor Ort gebracht. Ein spezielles Reinigungsgerät für optische Brillen auf Ultraschall-Basis wurde dem Optiker an Bord als Spende übergeben.

Der Tagesablauf auf der Lifebuoy

Anläßlich der jetzigen „field mission“ von Ärztecamp International fand auf der Lifebuoy noch am Abend des Ankunftstages das Screening der 40 potentiell zu operierenden chirurgischen Patienten statt. Hieraus konnten 36 Patienten für 38 indizierte Eingriffe identifiziert werden.

Der OP-Plan wurde nach Beendigung des Screenings vom OP-Team zusammen mit dem leitenden Bordarzt für die gesamte Aufenthaltsdauer festgelegt und für jeden OP-Tag separat erstellt und ausgedruckt. Die tägliche OP-Zeit betrug im Durchschnitt 11 Stunden.

Bereits bei Sonnenaufgang warteten die Patienten für die allgemein- medizinische und kinderärztliche Behandlung geduldig auf ihren Einlass aufs Schiff. Ab 7:30 erfolgte die tägliche Visite der tags zuvor Operierten im Shelter unter Mitwirkung des medizinischen Teams der Lifebuoy. Die Operationen starteten dann pünktlich morgens um 8:00 und endeten zwischen 19:00 und 20:00 abends. Die kinderärztliche Sprechstunde und die ambulanten Behandlungen der Physiotherapie begannen jeweils um 9:00 und endeten in der Regel gegen 17:00.

Bei einer einstündigen Mittagspause erholte sich das gesamte Team im Rahmen des gemeinsamen Mittagessens von den Strapazen der Arbeit. Die gemeinsame Abendessenszeit richtete sich nach dem jeweiligen Ende des OP-Betriebes.

Der Tagesablauf in der Landklinik

Am ersten Tag führten wir eine präoperative Indikations-Sprechstunde mit 55 orthopädischen Patienten durch, aus denen wir zunächst 16, im Lauf der Woche dann insgesamt 19 Patienten mit insgesamt 31 Operationen identifizierten.

Der OP-Plan wurde für die gesamte Woche zusammengestellt und die Patienten bereits teilweise in der eigens für das Camp vorgesehenen Station aufgenommen. Sowohl dem operativen Team, als auch der Allgemeinärztin, der Optikerin und den Physiotherapeuten wurde ein lokaler Assistenzarzt bzw. Physiotherapeut an die Seite gestellt.

Der Tag begann mit der Visite um 8:00 Uhr, die erste OP wurde dann 8:30 Uhr begonnen. Nach Beendigung des OP-Programmes und des jeweiligen postoperativen Gipses erfolgte das Sägen der Gipsfenster für die postoperativen Wundkontrollen und eine abschließende Visite gegen 19:30 Uhr. Parallel dazu führten die Allgemeinärztin, Optikerin und die Physiotherapeuten eigene Sprechstunden durch.

Jeder Patient von Friendship erhält ein persönliches Behandlungsheft, in dem alle relevanten Daten und Messergebnisse wie Alter, Größe, Gewicht, Blutdruck, Körpertemperatur, Laboranalysen, Medikamente und die Angaben zur Krankengeschichte erfasst werden.

Die durchgeführten Operationen werden in der persönlichen

„Krankenakte“ ebenso erfasst und dokumentiert. Die verordneten und rezeptierten Medikamente können die Patienten in der bordeigenen Apotheke sofort und kostenfrei beziehen.

Eckdaten und Details Lifebuoy

Gesehen und behandelt wurden an 6 Arbeitstagen physiotherapeutisch 100, kinderärztlich 175 Patienten. Chirurgisch und urologisch wurden 36 Patienten mit insgesamt 38 Eingriffen operiert.

Alle operativen Eingriffe konnten erfolgreich und ohne wesentliche Komplikationen durchgeführt und abgeschlossen werden. Die meisten Patienten konnten bereits am zweiten Tag, spätestens jedoch am dritten Tag nach ihrer Operation nach der morgendlichen Visite durch das Team aus dem Shelter nach Hause entlassen werden.

Das Behandlungsspektrum umfasste im Bereich Physiotherapie Fußdeformitäten, Lähmungen, Kontrakturen, Muskeldystrophien, Schulter-Arm-Syndrome, posttraumatische Behandlungen nach Unfällen, HWS-Syndrome, LWS-Syndrome und körperlich behinderte Kinder mit postpartalen Cerebralparesen.

Das chirurgische Operationsspektrum umfasste im wesentlichen die Sanierung und Reparation von Leistenhernien, Nabelbrüchen und Hydrozelen, sowie offenen Processus vaginales und die Exzision von Atheromen im Genitalbereich.

Besondere Vorkommnisse auf der Lifebuoy.

Ein für die späte Jahreszeit aussergewöhnliches Hochwasser, verursacht durch heftige Regenfälle im Norden des Landes, in Indien und Nepal, sowie durch die Schneeschmelze im Himalaya, ließ den Wasserspiegel des Brahmaputra Rivers im Landungsbereich der Lifebuoy rasch und bedrohlich anwachsen und das Wasser an mehreren Stellen bereits über die Ufer treten, so daß der betroffene Landabschnitt inselförmig von Wasser umschlossen wurde.

Ein knapper halber Meter mehr hätte zur Überflutung des Shelters und damit zum unweigerlichen Abbruch der Mission geführt. Glücklicherweise fing der Pegel des Flusses rechtzeitig wieder an zu fallen, so daß die Lifebuoy ihren Liegeplatz nicht verlassen musste und das field camp planmäßig zu Ende geführt werden konnte.

Eckdaten und Details Land-Klinik

Gesehen und behandelt wurden an 6 Arbeitstagen physiotherapeutisch 140, allgemeinärztlich 250 Patienten. Orthopädisch wurden 19 Patienten mit insgesamt 31 Eingriffen operiert.

Alle operativen Eingriffe konnten erfolgreich und ohne wesentliche Komplikationen durchgeführt und abgeschlossen werden. Die meist sehr jungen Patienten (Durchschnittsalter 11 Jahre, jüngster Patient 3, ältester 30 Jahre) blieben zumeist bis zu unserer Abreise stationär und wurden dann mit einem sehr genauen Nachbehandlungsplan bezüglich Wundkontrollen, Fadenzug, Gipsentfernung, Physiotherapie und Orthesen-Versorgung entlassen.

Das Behandlungsspektrum umfasste im Bereich Allgemeinmedizin alle gängigen Krankheitsbilder betreffend Herz, Lunge und Eingeweide, sowie zahlreiche in Deutschland extrem seltene Hauterkrankungen. Im Bereich der Physiotherapie wurden ähnliche bis gleiche Krankheitsbilder wie auf der Lifebuoy therapiert. Zusätzlich wurde ein junger Mann mit inkomplettem Querschnitt behandelt.

Das orthopädische Operationsspektrum umfasste im wesentlichen kinderorthopädische Indikationen wie Klumpfüße, Achillessehnen- Verlängerungen bei kontrakten Spitzfüßen, Verlängerungen der „hamstrings“ bei Kindern mit Cerebralparese, sowie einen Tumor an Hand und Unterarm und eine Metallentfernung am Unterarm.

Begleitend zu den Operationen fanden noch einzelne Behandlungen mit Injektionen, sowie praktische und theoretische Fort- und Weiterbildungen des medizinischen Personales vor Ort statt.

Das follow-up der behandelten Patienten wird vom medizinisch geschulten Fachpersonal von Friendship unter der Leitung und Oberaufsicht des leitenden Arztes, bzw. Von den nachfolgenden Ärzte- Teams sichergestellt.

Sämtliche Mitarbeiter des Friendship-Teams sprachen gut Englisch und konnten die verschiedenen Dialekte der Sprache in Bangladesh (Bangla) gut verständlich übersetzen. Wegen des muslimischen Hintergrundes des Landes waren körperliche Untersuchungen und Behandlungen bei nicht gleichgeschlechtlichen Ärzten in Einzelfällen bisweilen schwierig.

Fazit

Die Arbeit mit Friendship Bangladesh, der Crew des Lifebuoy Floating Hospital und des Teams der Landklinik war ausserordentlich erfolgreich, fruchtbar und befriedigend. Das medizinische Schiffspersonal war in höchstem Maße motiviert und engagiert, kooperativ und teamorientiert. Die Arbeitsbedingungen waren unter den gegebenen Umständen hervorragend.

Rückreise

Team 1 kehrte mit einem Abstecher zum Schwesterschiff Emirates nach Dhaka zurück. Diese lag gut 100km nördlich der Lifebuoy im Großraum Gaibanda am Brahmaputra River. Der Besuch einer satellite clinic auf einer der benachbarten Sandinseln (char islands) rundete die Unternehmung ab. Über Rangpur ging die Fahrt nach Saidpur. Von dort mit dem Flugzeug nach Dhaka.

Team 2 kehrte auf direktem Wege nach Dhaka zurück. Zunächst mit dem Bus nach Jashore, von dort dann mit dem Flugzeug nach Dhaka.

Gemeinsam flog das ÄCI-Team über Dubai nach München zurück.